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Die Alte Burg in Gmünd - Kärnten
Reise Bericht
Wie es ein zufällig gewählter Ort in Kärnten geschafft hat einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Manchmal sind es die zufälligen Orte die einen bleibenden Eindruck hinterlassen, vielleicht gerade, weil sie so plötzlich auftauchen und ihnen so gar keine Erwartungshaltung vorausgeht.
Uns erging es so mit Gmünd in Kärnten.
Eigentlich wollten wir nur eine kurze Rast machen und das nicht unbeding auf einer Autobahnraststätte.
Lieber noch etwas vom Land und den Leuten sehen.
Also runter von der Autobahn, Auto geparkt und sofort waren wir gefangen vom Charme dieses Ortes.

Bereits ein Gang durch die engen Gassen Richtung Hauptplatz eröffnete richtig interessante Perspektiven.
Eine echt schöne österreichische Kleinstadt mit nur knapp 2500 Einwohnern am Zusammenfluss von Malta und Lieser.

Aber richtig gefangen hat uns die Alte Burg, die hoch über dem Städtchen thront und das bereits seit ca. 1350.
Geradezu wie ein Magnet hat sie uns angezogen und den Berg erklimmen lassen auf der Suche nach Speis und Trank und einem Blick von oben auf und über diesen schönen Fleck Erde.

Sie hat viel erlebt in Ihrer inzwischen beinahe 700-jährigen Geschichte.
Sie schützte die Bevölkerung, war Militärstützpunkt,
erlebte einen Brandangriff,
eine Heuschreckenplage
und einen Bauernaufstand.
Infolge eines Streits mit dem Kaiser überließ der Salzburger Erzbischof 1480 die Burg den Ungarn.
Mithilfe der kaiserlichen Truppen und schwerem Geschütz konnten die Ungarn nach sieben Jahren schließlich zum Abzug gezwungen werden.
Die Burg wurde dabei leider teilweise zerstört.
Im Jahr 1502 wird sie wieder aufgebaut und hält knapp zwanzig Jahre später einer Belagerung durch aufständische und wütende Bauern stand.
Im Jahr 1690 lässt ein heftiges Erdbeben eine Ecke der Burg einstürzen.
Knapp 200 Jahre später, im Jahr 1886 vernichtet ein Großfeuer die ganze Anlage und die Burg beginnt zu verfallen. Sie fristet ein Dasein als Ruine und Ihr Schicksal scheint besiegelt.

1950 kauft dann schließlich die Stadt Gmünd das ganze Gelände und die Ruine.
Im weiteren Verlauf bildet sich eine Bürgerinitiative die sich dafür engagiert, dass wenigstens der weitere Verfall der Burg aufgehalten wird.
Verschüttetes wird freigelegt und erste Renovierungen beginnen.
Anfang der 1990er Jahre hat dann ein junges Paar eine Vision.
Sehr mutig und risikobereit stürzen sie sich in das Abenteuer ihres Lebens.
Sie pachten die Burgruine um darin ein Restaurant zu eröffnen.
Vorher muss aber noch ordentlich was geleistet werden.
Zusammen mit der Bürgerinitiative schaffen sie es dann in nur zwei Jahren mit einem riesigen Engagement die komplette Burg in Eigeninitiative, mit viel Schweiß, Muskelschmalz, auch Herzblut und dem ein oder anderen mulmigen Gefühl zu renovieren und zu restaurieren.

Heute ist die Alte Burg ein historischer Ort, ein kulinarischer Ort ein kultureller Ort und vor allem ein sehr charmanter Ort.
Gefallen hat uns der leicht morbide Charme und gleichzeitig die Aura der liebevollen Gestaltung die die ganze Burg lebendig hält, ohne Ihre Geschichte zu negieren.
Dieses schöne Ensemble ist nicht einfach zu einem Museum geworden, sondern es lebt weiter und bleibt authentisch bis in das heute hinein.
Vor etwa 25 Jahren fanden sich hier, zusammen mit dem heutigen Burgherren Josef Strasser, einige Gleichgesinnte und gründeten eine Kulturinitiative.
Ein kreativer Geist wird frei gesetzt und die Burg wird zum Treffpunkt für Künstler und zum Veranstaltungsort für Lesungen, Theater und Konzerte.
Vieles von dem, was heute die kulturelle Szene des Kulturbetriebes von Gmünd ausmacht, hatte hier seinen Ursprung, bevor es nach und nach neue Plätze in renovierten alten Häusern der Stadt eroberte.

Neues im historischen Gewand
Diese Tür hat uns genarrt.
Wir waren fest davon überzeugt, dass sie viele Jahrhunderte alt ist.
In Wirklichkeit stammt sie aber aus den Händen des örtlichen Kunstschmiedes Adolf Leitner und der lebt noch heute.
Er ist ein großer Bewunderer des Mittelalters und hat neben Schwertern und Rüstungen sogar schon eine funktionierende Kanone geschmiedet.
Dafür allerdings, heißt es, hat er vom Bürgermeister Schussverbot erteilt bekommen, weil die Fensterscheiben in Gmünd und Umgebung nicht die nötige "Festigkeit" aufwiesen.
Gefunden haben wir die Tür im Innenhof der Burg, unweit des Aussichtsturmes mit der Kasse des Vertrauens.
Der Aufstieg dort hinauf lohnt sich auf jeden Fall, weil man von dort einen wunderbaren rundum Blick auf Stadt und Land hat.

Der charmante Ort
Die Burg ist heute aber auch eine Fundgrube für dies und das aus allen Zeiten.
Vieles hat sich angesammelt oder seinen Weg hierher gefunden und trägt nun auf seine ganz eigene Weise zum liebevollen Charme und zum Lebensgefühl hier bei.
Das Pächter Paar lebt seinen ganz persönlichen Stil und hat so manchem Relikt aus anderen Orten und Zeiten ein neues Zuhause und eine neue Funktion gegeben ohne jemals ins kitschige abzutriften.
Diese alte Seilbahn Kabine der Traunstein Werkstätten aus dem Jahr 1968 ist inzwischen zu einer
DJ-Kabine geworden und fügt sich in die Szenerie, als hätte sie nie einen anderen Platz gekannt oder gar zu etwas anderm gedient.

Der kulturelle Ort
Manchmal ist die Kunst das Eine und wie man ihr begegnet das Andere.
Diese Holzskulpturen von Klaus Mölzer, die wir beiläufig und zufällig durch die Eisengitter eines Burgverschlages erspäht haben, waren Teile einer Installation über Flüchtlinge.
Inzwischen sind sie, über Umwege, ein bisschen tiefer im "Burggefängnis" gestrandet und damit Teil einer ungeplanten Installation geworden, allerdings nicht weniger aussagekräftig.
Dort können sie nach vorheriger Vereinbarung mit dem Burgherren besichtigt werden.

Der kulinarische Ort
Und schließlich landen wir dann da wo wir eigentlich hin wollten.
Am Tisch, beim Essen.
Es gibt Spätzle in allen erdenklichen Variationen und sie sind lecker und landauf, landab bekannt.
Die Küchenchefin heißt Ula, kommt aus dem schwäbischen und weiß was sie tut.
Wir fühlen uns wohl und genießen den Ausblick aus dem Fenster hinunter auf Gmünd.
Da unten gibt es sicher auch noch ganz vieles zu entdecken, aber die Autobahnbrücke im Hintergrund erinnert uns daran, dass wir eigentlich nur einen klitzekleinen Zwischenstopp machen wollten auf unserem Weg in den Süden und so muss der Besuch des restlichen Ortes wohl noch ein bisschen warten, so lange bis wir das nächste Mal hier vorbei kommen.

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Ich bin Lars, ständig fernwehgeplagt und habe eine Vorliebe
für spontane Individualreisen, Roadtrips und Outdoor Abenteuer.
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