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The Sheep's Head Way
Wandern in Irland
Eine Wanderung entlang des Sheep's Head Trail Wanderweges auf der Baera Halbinsel im County Cork.

The Sheep's Head Way
Hier, in Bantry im County Cork beginne ich meine Wanderung entlang des Sheep's Head Trails in einer der abgelegensten Gegend Irlands.
Der 93 km lange und markierte Wanderweg führt rund um die ruhige, landschaftlich weitgehend unberührte, Halbinsel Sheep's Head in der westlichen Grafschaft Cork.
Wegen ihrer Nähe zum Golfstrom ist das Klima hier ganzjährig sehr mild und angenehm und man ist nie wirklich weit weg vom Atlantik.
Genau das richtige für einen entspannten Wanderurlaub.
Entlang des Weges kommt man immer wieder durch kleine malerische Orte, dort gibt es auch Möglichkeiten zu übernachten, etwas zu Essen und die entspannte Lebensart und Freundlichkeit der Einheimischen zu genießen.
Das Gelände ist sehr vielfältig und die Wanderung lässt sich sehr gut in einzelne Etappen unterteilen.
Für den kompletten Rundweg empfehle ich Euch, sich fünf bis sechs Tage Zeit zu nehmen.
Es gibt aber auch einige wunderschöne kleinere "Loops" die jeweils an einem kleinen Parkplatz liegen, diese empfehle ich Euch, wenn Ihr keine Zeit habt den ganzen Rundweg zu wandern und dennoch die Gegend wenigstens in einer Etappe Fuß erleben möchtet.
Eine Karte mit den Loops und Parkplätzen findet Ihr am Ende dieses Textes.

Der komplette Rundwanderweg wurde für seinen nachhaltigen Tourismus mit dem EDEN Award ausgezeichnet und im "Country Magazine" wurde er einst sogar zum besten Wanderweg Irlands gewählt.
Er ist auf seiner ganzen Länge durch Wegweiser wie auf dem Foto sehr gut markiert. Bei guter Sicht könnt Ihr immer jeweils schon den nächsten sehen.
Das ist auch gut so, denn manchmal gibt es zahlreiche vermeintliche Alternativen und dann ist es schon gut, wenn man sicher auf Kurs bleiben kann und sich nicht plötzlich irgendwo am Rande einer Klippe findet.
Der Weg ist in seinen einzelnen Etappen durchaus verschieden anspruchsvoll - von leicht bis mittel ist alles dabei.
Ich empfehle Euch in jedem Fall trittsicheres und festes Schuhwerk zu nutzen.
Nach einem Regen ist die ganze Gegend immer wieder von kleinen Wasserläufen durchzogen und die Wiesen sind dann teilweise aufgeweicht und auch morastig.
Wenn Ihr also unmittelbar nach einem Regen unterwegs seid, könntet Ihr sogar manchmal den Eindruck bekommen, dass das irische Wort für Weg und das für "kleiner felsiger Wasserlauf" gewiss das Gleiche sein müssen.

Das Wetter kann an manchen Tagen hier sehr unbeständig sein und sich auch sehr plötzlich ändern.
Wetterfeste Kleidung ist also definitiv angesagt.
Ich hatte bei meiner Wanderung das Glück gleich mehrere Wetter gleichzeitig sehen zu dürfen.
Diese Regenwand kam recht flott auf mich zu.
Beruhigt hat mich dann aber, dass ich ganz gut einschätzen konnte, wie lange mich der Regen beschäftigen würde und so lies ich ihn einfach gewähren und suchte Schutz unter meinem Poncho - was hätte ich auch sonst tun können.

Etwa auf der Hälfte der Strecke zwischen Bantry und der Spitze der Insel bin ich, inmitten der Natur, plötzlich auf diese Spuren der Zivilisation getroffen.
Die aufgegebene Siedlung "the Crimea" (Krim).
Sie wurde bis in die 1940er Jahre bewohnt.
Hier wurde Landwirtschaft betrieben, die Felder und Wege sind bis heute noch gut erkennbar.
Übrig geblieben sind vor allem die standhaften dachlosen Wohnhäuser und einige verfallende Nebengebäude.
Ihren Namen verdankt diese Siedlung wohl zwei heftig zerstrittenen Familien.
Da zur gleichen Zeit ein Krieg auf der weit entfernten Krim tobte, nannten die Bewohner der umliegenden Dörfer die Siedlung im Scherz bald nur noch die Krim, weil es eben auch ein Ort war, an dem sich ständig die Anspannungen heftig entluden.
Unweit der Siedlung stieß ich dann auf ganz andere Hinterlassenschaften.
1845 eröffnete die Gortavallig Mining Company hier draussen eine Kupfer Miene.
Die Arbeiter kamen aus Cornwall und wurden vor Ort untergebracht.
Das Unternehmen erwies sich jedoch als völliger Misserfolg und so wurde die Miene, wegen Unproduktivität, bereits 1848 wieder geschlossen. In den drei Jahren ihres Bestehens hatten die Mienenarbeiter nur eine einzige Ladung Kupfererz gefördert.

Manchmal nähert sich der Weg den Klippen und öffnet spektakuläre Perspektiven. Stundenlang könnte ich hier der Gewalt des Meeres zuschauen.
Dennoch solltet Ihr Euch in jeder Sekunde bewusst sein, in welchem ungeschützten und abgelegenem Gelände Ihr hier unterwegs seid und nicht zu viel riskieren.
Ab und an stehen kleine Warnschilder die das Weitergehen verbieten. Wenn man aus unserer über abgesicherten Welt kommt, mag man manches kleine Hinweisschild nicht ganz ernst nehmen und auf die zweite, vielleicht gar die dritte Warnung warten.
Die gibt es hier nicht!!!
Wenn hier ein Schild steht "Achtung Klippe - Absturzgefahr", dann ist das so.
Da das Gelände hier felsig und mitunter sehr uneben sein kann, solltet Ihr zudem sehr vorsichtig und bewusst gehen.
Mit einem umgeknicktem Fuß ist die Freude an der tollen Landschaft sehr schnell getrübt und wenn Ihr alleine in dieser menschenleeren Umgebung unterwegs seid auch eine echte Herausforderung.

Dies hier ist definitiv meine Lieblings Stelle auf der ganzen Wanderung gewesen.
Ein weiter Blick, rundum freie Sicht und nicht das geringste Anzeichen von Zivilisation. Dazu ein Pfad der bis zum Horizont reicht und danach in der Unendlichkeit zu verschwinden scheint.
Hier ist das Gefühl von Freiheit sehr präsent und die Seele findet Ruhe und Harmonie.
Ein Ort um das innere Gleichgewicht neu zu justieren.

Der Wanderweg kam übrigens durch die Initiative von etwa 100 lokalen Landbesitzern zustande.
Sie schlossen sich in den späten 90er Jahren zusammen, um ihr Wegerecht und diese wunderschöne Landschaft mit uns Wanderern zu teilen.
Bis heute sind sie es, die den Wanderweg in eigener Initiative pflegen und instand halten.
Das solltet Ihr im Kopf haben, falls Ihr einen dieser freundlichen Menschen trefft.
Der Rundweg ist, bis auf einen einzigen Tag, ganzjährig geöffnet.
Jedes Jahr am 31. Januar jedoch ist er dann für die Öffentlichkeit gesperrt, weil die Landbesitzer, nach irischem Gesetz, bei einem ganzjährig geöffneten Weg ihr Recht darauf verlieren würden weiterhin die Besitzer des Landes zu bleiben und es öffentlicher Grund und Boden werden würde.
Zollt ihnen also Respekt und seit dankbar, dass sie diesen wunderschönen Fleck Erde mit Euch teilen.

Während der ganzen Wanderung war ich immer wieder überrascht wie wenige Menschen ich hier getroffen habe und in welcher Einsamkeit ich die grandiose Natur genießen konnte.
Es empfiehlt sich in jedem Fall auch ein Telefon mit dabei zu haben um notfalls Kontakt zur Außenwelt herstellen zu können oder jemanden zu Hause bescheid zu geben wo man unterwegs ist und wann man damit rechnet sich wieder melden zu können.

Kurz vor dem Ende der Halbinsel wird es dann aber plötzlich doch etwas belebter.
Der Parkplatz mit dem Bistro und der relativ kurze Fußweg zum Leuchtturm locken hier viele Tagesausflügler an.
Erst einmal deutet jedoch nur die einsame Stromleitung darauf hin, das irgendwo da vorne noch etwas kommt.

Den malerischen Leuchtturm seht ihr erst ganz zum Schluss - gebt nicht auf, er ist da.
Ungewöhnlich ist, das man zu ihm hinab steigen muss, weil er in der Klippe versteckt ist.
Gebaut wurde er 1968, als auf einer Insel in der Bucht ein Ölterminal entstand.
Die Gegend war damals jedoch so abgelegen, dass das ganze Baumaterial mit einem Hubschrauber aus dem 9 km entfernten
Kilcrohan eingeflogen werden musste.
Es waren schließlich insgesamt etwa 250 einzelne Flüge notwendig, bis der Leuchtturm fertig gebaut war.
Als dann das komplette Bauwerk
stand und auch die lange Treppe in die Klippen fertig war, hat man den Hubschrauber noch einmal benötigt um das Leuchtfeuer und das dazu benötigte optische System, sowie die komplette Technik in den Turm zu heben, quasi als Kranersatz.

Dieser Ort mutet für mich fast wie ein Gemälde an.
Hier, am westlichsten Punkt des Sheep's Head Trails, kann Ihr, wenn Ihr Glück habt, sogar Wale und Delfine beobachten.
Ich selbst hatte dieses Glück leider nicht, aber gehört habe ich es doch recht häufig.
Unabhängig davon ist der Blick von hier auch ohne Tierbeobachtungen echt ein Erlebnis für sich.

Für mich war die Wanderung aus Zeitgründen am Leuchtturm zu Ende - leider.
Aber auch aus dem Auto heraus hatte die Rückfahrt durchaus noch einiges zu bieten und ich habe immer wieder kleine Parkplätze dazu genutzt nochmal kurze Mini Wanderungen zu unternehmen und so Abschied zu nehmen.
Gefunden habe ich dabei zum Beispiel diesen Turm.
Lord Bandon's Tower.
Zuerst dachte ich, dass er wohl Teil eines mittelalterlichen Schutzsystems gewesen sei, doch das stimmt nicht.
Dieser Turm wurde 1847, während der so genannten Hungerjahre, im Rahmen eines Nothilfe Projektes errichtet.
In dieser Zeit wurden in ganz Irland viele Bauwerke dieser Art errichtet, um den Armen die Möglichkeit zu geben selbst für Ihren Lebensunterhalt zu sorgen, ohne den anderen Arbeitnehmern Ihre Arbeitsplätze wegzunehmen.
Viele dieser Projekte erfüllten keinen nützlichen Zweck und sind rein dekorativ und unterstreichen so den Reichtum des jeweiligen Gönners.
Bauwerke dieser Art werden vom Volksmund "Follies" genannt.
Fazit:
Auch für den Einsteiger und den Gelegenheitswanderer ist dieser Trail ein großartiges Erlebnis.
Alles was Ihr braucht, ist Respekt vor der Natur, gute Wanderschuhe und keine Angst vor schlechtem Wetter.
Die Anstiege sind nicht zu extrem, die einzelnen Etappen nicht zu lange und für den kompletten Rundweg benötigt ihr etwas weniger als eine Woche - Ideal also für einen kleinen Wanderurlaub.
Dafür bekommt Ihr weite Blicke in einer spektakulären Landschaft, frische Luft und das Gefühl ganz weit weg von allem Anderen zu sein.
Wer keine Lust oder Zeit für die ganze Runde hat kann ganz bequem mit dem Auto einen der Parkplätze ansteuern, da könnte Ihr dann in einer kleineren Runde einfach ein paar Stunden dieser Wanderung erleben.
Sehr empfehlenswert ist die Runde an der Spitze der Insel am Leuchtturm.
Sie ist wie eine Essenz der ganzen Strecke.
Am Parkplatz gibt es ein kleines Café und wenn Ihr Glück habt, könnt Ihr Delfine oder Wale beobachten - der Preis ist allerdings, das Ihr dort wahrscheinlich nicht alleine seid.

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